Im März warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor dem Einsatz von Kaspersky-Virenschutzsoftware und erntete dafür viel Kritik. Wir haben Waldemar Bergstreiser, Head of B2B Germany bei Kaspersky, gefragt, was seitdem passiert ist und wie er in die Zukunft blickt.

Seitdem wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, hat sich zum Thema BSI einiges getan. Beschreibe doch einmal kurz, wie Ihr die Lage derzeit auffasst und was gerade in dieser Hinsicht noch passiert.

Waldemar Bergstreiser: In der Tat, in den vergangenen sechs Monaten ist viel passiert. Nach der Warnung durch das BSI – die rechtlich und fachlich umstritten ist – hat eine gemeinsame Recherche des Bayerischen Rundfunks und des SPIEGEL gezeigt, was wir bereits vermuteten: Die Warnung basierte nicht auf technischen Fakten, sondern wurde auf Basis geopolitischer Überlegungen veröffentlicht. Kaspersky setzt weiterhin auf einen kooperativen Dialog mit dem BSI und hat diesem in den letzten Monaten umfassende Informationen übermittelt. Diese belegen die Vertrauenswürdigkeit unserer AV-Software sowie der Softwareentwicklungs- und Verteilungsprozesse und versetzen das BSI in die Lage, die Warnung anzupassen oder zurückzuziehen. Zudem haben wir dem BSI ein innovatives Konzept für eine 3rd-Party-Evaluation übermittelt und vorgestellt.

Nehmt Ihr veränderte Reaktionen bei den Partnern und Kunden wahr?

Waldemar Bergstreiser: Unsere Geschäftspartner haben natürlich unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse: Während einige spezialisierte Partner aufgrund der Gegebenheiten dazu gezwungen waren, ihre Partnerschaft zu uns zeitweise zu unterbrechen oder zu pausieren, haben wir nur selten Fälle gehabt, die nichts mehr mit Kaspersky zu tun haben wollten. Es hoffen aber die meisten, dass wir wieder zum Normalzustand zurückkehren können.

Wie hat sich das Geschäft in Deutschland bzw. Europa entwickelt oder verändert? Welche Themen sind den Partnern aktuell besonders wichtig – bei Kaspersky, aber auch bei Security ganz generell?

Waldemar Bergstreiser: In Deutschland haben wir natürlich erst einmal einen Umsatzrückgang verzeichnet. Aber dafür, dass die äußeren Einflüsse, auf die wir nicht einwirken können, so überraschend kamen, haben wir uns schnell wieder gefangen. Unser Geschäftsbetrieb läuft stabil. Das hängt auch mit der Besonderheit zusammen, dass Kaspersky ein global-vernetztes Unternehmen mit weltweiten Standorten und Experten-Teams ist. All unsere Produkte, Dienstleistungen und Prozesse sind global diversifiziert, was es uns ermöglicht, uns gegenseitig zu ergänzen und bei Bedarf zu kompensieren. Das Thema Transparenz liegt uns seit vielen Jahren besonders am Herzen – auch unseren Partnern. So haben wir unsere Globale Transparenzinitiative schon 2017 ins Leben gerufen und seitdem kontinuierlich verfolgt sowie ausgebaut. Erst vor Kurzem haben wir beispielsweise zwei neue Transparenzzentren in Europa eröffnet: eines in Rom und eines in Utrecht.

Christian Milde hat Kaspersky verlassen – willst Du dazu etwas sagen?

Waldemar Bergstreiser: Es ist völlig normal, seine Arbeitsstelle im Laufe seiner Karriere zu wechseln. In Christians Fall hat er für sich eine gute Perspektive in einem anderen Unternehmen gesehen, wofür wir ihm alles Gute wünschen. Central Europe wird jetzt von Morten Lehn, Managing Director Northern Europe bei Kaspersky geleitet. Seit Anfang Oktober unterstütze ich ihn tatkräftig in meiner neuen Position als Head of B2B Germany bei Kaspersky.

Welche Maßnahmen (sowohl produktseitig als auch organisatorisch) habt Ihr für das kommende Jahr geplant?

Waldemar Bergstreiser: Für das kommende Geschäftsjahr planen wir, die One-Channel-Strategie, die bereits in anderen Ländern eingesetzt wird, auch bei uns in Deutschland umzusetzen. Im Zuge dessen soll der Austausch mit Partnern noch enger werden. Dafür spielt auch weiterhin unser überarbeitetes Partnerprogramm Kaspersky United eine große Rolle. Erst vor Kurzem haben wir ein neues Rebate-System, ein erweitertes Schulungsprogramm und mehr Prämienmöglichkeiten für Managed Services Provider (MSP) vorgestellt. Es ist nun beispielsweise einfacher, von einem „Registered“- zu einem „Platin“-Partner aufzusteigen, und der Schulungsbereich beinhaltet neue Kurse für Managed Services Provider, Vertriebs- und Technikspezialisten. Diese Neuerungen stehen im Einklang mit der Channel-Strategie von Kaspersky, die auf eine optimierte Ausbildung und Unterstützung der Partner setzt und einen starken Fokus auf Unternehmenslösungen sowie die Unterstützung von MSP legt.

Abschließend, in einem Satz: Waldemar, wie würdest Du das Jahr 2022 rückblickend für Dich persönlich zusammenfassen?

Waldemar Bergstreiser: Turbulent, spannend und völlig unerwartet.

Sie haben Fragen oder Wünsche zu den Kaspersky-Lösungen? Wir stehen Ihnen selbstverständlich gerne persönlich zur Verfügung: sowohl telefonisch unter +49 (0)6441 67118-842 als auch via E-Mail.