Sie sind die Gründer von EBERTLANG – unsere Co-CEOs Steffen Ebert und Volker Lang. Vor genau 25 Jahren legten sie in Mittelhessen den Grundstein für IT-Distribution mit dem echten Mehrwert. Dabei sahen die Pläne der beiden zu Beginn der 1990er-Jahre eigentlich ganz anders aus.

 

Ihr habt Euch als Jurastudenten in Gießen kennengelernt. Hattet Ihr vor Beginn Eures Studiums je von Gießen gehört und wo würdet Ihr, wenn Ihr noch einmal die Chance hättet, heute ein Unternehmen gründen?

Volker: Nein, ich musste im berüchtigten ADAC-Straßenatlas nachschauen, wo das sein soll – kein Google Maps, kein Wikipedia. Heute unvorstellbar! Ich habe mich dann am gleichen Tag ins Auto gesetzt, um mir dieses Gießen mal anzuschauen. Mein erster Eindruck: uff! Aber ich würde sofort wieder gründen, denn wichtig sind die Menschen, mit denen man das macht, nicht der Ort.

Steffen: Das stimmt. Ich kannte aber zumindest die Autobahnausfahrt, denn in den 90ern absolvierte ich meine Grundausbildung bei der Luftwaffe ganz in der Nähe. Hättest Du mir damals allerdings gesagt, dass ich mal im Raum Gießen hängen bleiben würde, hätte ich wohl laut gelacht. Sollte ich mir nochmal einen Ort aussuchen dürfen, dann wäre dieser wohl näher am Meer gelegen und das kulinarische Highlight bestünde aus etwas anderem als Handkäs mit Musik. (lacht) 

Kurz vor dem Staatsexamen gründet Ihr 1995 in Deutschland ein Unternehmen mit „dem Internet”. Was waren die Reaktionen aus Eurem Umfeld?

Volker: Belächeln, ignorieren und Unverständnis. Aber das hat sich die letzten Jahre gegeben. (lacht) Damals haben wir gelernt, wie wichtig Vertrauen ist. Unser Filialleiter der lokalen Volksbank hat uns einen Kredit zur Expansion gegeben mit der Bemerkung, er verstehe kein Wort von dem was wir machen, aber er kenne und vertraue uns und gehe daher davon aus, dass wir Erfolg haben werden. Heute leider undenkbar.

Steffen: Meine Familie war eher skeptisch, hat mich aber dennoch immer unterstützt. Skeptisch nicht, weil man mir keine Unternehmensgründung zugetraut hätte – ganz im Gegenteil, Selbständigkeit und Freiberuflichkeit sind in meiner Verwandtschaft weit verbreitet –, sondern weil wir sehr früh waren und kaum jemand etwas mit diesem „Internet” anfangen konnte. Meine Kommilitonen waren ebenfalls skeptisch, denn wer wollte nach fünf Staffeln Ally McBeal kein Anwalt sein? (lacht)

Würdet Ihr sagen, dass es damals einfacher und unkomplizierter war, ein Unternehmen zu gründen als heute?

Volker: Das Gejammer über die Gegenwart gibt es seit 5.000 Jahren, ob über wirtschaftliches Umfeld, Kinder, die Politik oder anderes. Es spielt keine Rolle. Unternehmen lassen sich zu jeder Zeit gründen, wenn man eine Idee, vor allem aber Durchhaltevermögen, Energie und (am wichtigsten) keine Ahnung hat, was auf einen zukommt.

Steffen: Richtig. Auch damals bekam man nichts geschenkt und auch damals waren es Gelegenheiten und Leute, die es in unserem Fall gut mit uns gemeint haben und ohne die ein Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Ob eine Gründung gelingt, hat meines Erachtens nichts mit Förderprogrammen oder aktuellen Kreditvergaberichtlinien zu tun, sondern hängt zuerst von den Beteiligten und deren Mut, Fleiß und Kreativität sowie dem nötigen Quäntchen Glück ab – damals wie heute.

Wenn Ihr keine IT-Unternehmer geworden wärt, was würdet Ihr heute machen?

Steffen: Ich wäre wahrscheinlich Anwalt in einer badischen Kleinstadt zwischen Odenwald und Neckar, weit weg von Hessen und Handkäs mit Musik. Wäre es allerdings nach meinen Eltern gegangen, wäre ich Architekt geworden und im Familienunternehmen tätig.

Volker: Mein Plan war es, nach dem Studium zurück zu einer Bank zu gehen. Das Asset Management hat mich in meiner Ausbildung gefesselt, da wollte ich wieder hin. Meinen Eltern war nur eine gute Ausbildung wichtig, nicht, was ich danach damit machen werde.

Welche Erfahrung aus der Gründerzeit möchtet Ihr nicht mehr missen?

Steffen: Die IT-Welt war damals viel kleiner als heute. Man kannte sich und alle teilten die Begeisterung für das Internet mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten. Wir alle wissen um die Schnelllebigkeit unserer Branche, aber das Tempo, mit dem sich die Dinge in den ersten Jahren bewegt haben, war atemberaubend. Man hatte das Gefühl, kaum mehr als ein paar Tage Urlaub machen zu können, um nicht den nächsten großen Trend zu verpassen. Das war spektakulär.

Volker: Mich begeisterte die internationale Gemeinschaft von Gründern, die sich zufällig über ein paar Softwareunternehmen aus aller Welt gefunden und getroffen hat. Alle befanden sich in einer sehr ähnlichen Situation, in einem ähnlichen Alter und standen vor ähnlichen Herausforderungen. Diese frühen Distributorentreffen waren eine einmalige Erfahrung.

Wann war der Zeitpunkt, an dem Ihr realisiert habt, dass Ihr mit Eurem Unternehmen Erfolg haben werdet und den richtigen Weg eingeschlagen habt?

Volker: Eine unserer größten Stärken ist es bis heute, dass wir diesen Zeitpunkt nie erreicht haben. Egal wie gut und erfolgreich etwas zu laufen schien – wir waren immer davon getrieben, dass es „anders” und „besser” gehen muss und wir auf dem Holzweg sind. Dieser stetige Antrieb hat uns erst erfolgreich gemacht und uns zum Glück nie verlassen. Wir denken und handeln beide bis heute so.

Steffen: Volker hat das sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich glaube, als wir nach 20 Jahren zum ersten Mal mit einer ganzen Reihe namhafter Investoren gesprochen hatten, die sich allesamt sofort für EBERTLANG begeisterten, und wir dann sogar aus diversen Beteiligungsangeboten auswählen konnten, haben wir es zum ersten Mal für möglich gehalten, dass wir vielleicht doch nicht einfach nur unglaublich viel Glück hatten.

Eure Aufgabe ist es seit 25 Jahren, Trends in der IT zu erkennen und darauf zu reagieren. Wer von Euch hat in welchen Bereichen das bessere Gespür?

Volker: Das größte Glück unserer gemeinsamen Gründung ist bis heute, dass wir uns extrem gut ergänzen, verschiedene Blickwinkel haben und offen diskutieren können. So erwächst oft aus dem Gespür des Einzelnen weit mehr als die Summe des Gespürs es anfänglich vielleicht vermuten lässt.

Steffen: Nach 25 Jahren funktionieren wir fast schon wie ein altes Ehepaar und Volker weiß ganz genau, wie er mich glücklich machen kann. Die Wahrheit ist, dass meist er es ist, der das gute Gespür für Trends in der IT hat. In den letzten 25 Jahren, in einer sehr schnelllebigen Branche mit kurzen Halbwertszeiten, hat er es immer wieder geschafft, im richtigen Moment das nächste Kaninchen aus dem Zylinder zu ziehen – mein Beitrag beschränkte sich dann oft darauf, die Kaninchen hübsch zu verpacken und die passenden Preisschilder drauf zu kleben. (lacht)

Es gibt nicht immer nur positive Trends. Bei welchen technischen Neuerungen aus den letzten 25 Jahren wart Ihr froh, dass sie sich nicht durchsetzen konnten?

Volker: Viel zum Guten verändert hat die Ablösung der ersten Handyhersteller durch das Duopol iOS/Android. Wo wir stehen würden, hätten sich Windows Mobile und Zune (kennt den noch jemand?) durchgesetzt, will glaube ich niemand wirklich wissen. iOS bzw. Android waren einfach um Welten besser als alles, was Microsoft, Nokia und Blackberry sich bis dato vorstellen konnten, und weite Teile unseres heutigen Lebens wären nahezu unvorstellbar.

Steffen: Andersherum bin ich sehr froh, dass sich das Internet doch noch durchsetzen konnte, nachdem es von Bill Gates als kurzzeitiger Hype und von Ron Sommer als Spielerei für Computerfreaks bezeichnet wurde.

Im Laufe von 25 Jahren gab es für Euch unzählige IT-Veranstaltungen und Fachmessen. Gibt es ein persönliches Highlight?

Volker: Unsere erste CeBIT als Aussteller im Jahr 2004 werde ich nicht vergessen. Auf der größten IT-Messe der Welt mit einem eigenen Stand vertreten zu sein, war unglaublich. Und es war auch für die Zweifler aus unserem Umfeld ein nicht ganz so unwichtiges, sehr verständliches Zeichen, dass wir keine völligen Vollidioten sein können.

Steffen: Ja, das war etwas ganz Besonderes. Vor allem die Messestand-Parties aus dieser Zeit sind uns in lebendiger Erinnerung geblieben. 

Wenn man 25 Jahre in der IT-Branche lebt, begegnet man sicherlich der ein oder anderen Branchengröße?

Steffen: Ein BBQ bei Arvel Hathcock, dem Gründer von MDaemon Technologies, werde ich nie vergessen. Ganz Klischee, habe ich den halben Abend auf einer Arcade Machine Pacman gespielt – gegen die damaligen Technik-Chefs von Amazon, eBay, Google und einigen anderen IT-Schwergewichten.

Volker: Es war zwar nur eine flüchtige Fotogelegenheit, aber Steve Wozniak persönlich zu treffen, dem wir alles verdanken, was Personal Computing heute ausmacht, werde ich nie vergessen.

Eure bevorzugte Version von Microsoft Windows? 

Volker: Windows 3.1. Damit bin ich mit viel Basteln und Probieren dank Trumpet Winsock das erste Mal per Modem online gegangen und habe via Gopher durch die Welt spazieren können.

Steffen: Bei NT 4.0 hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich mehr Zeit ohne als mit Sanduhr verbringen konnte.

Mit dem Wissen von heute: Was hättet Ihr als Unternehmer seit 1995 anders gehandhabt?

Steffen: Ich hätte versucht, weniger persönlich zu nehmen und die Firma mit etwas mehr emotionalem Abstand zu führen – nur um dann wahrscheinlich festzustellen, dass das nicht geht. Unternehmer ist man eben ganz oder gar nicht, da gibt es keine halben Sachen.

Volker: Ein Unternehmen gründen und wachsen zu lassen, ist immer ein Mix aus Glück, Umfeld und Möglichkeiten. Ich bin froh, wohin uns das getragen hat – wer weiß schon, ob es besser gewesen wäre, mit heutigem Wissen an manchen Kreuzungen anders abzubiegen? Ich schaue wenig zurück, aber viel nach vorne, da kann ich weit mehr bewirken.

Zahlreiche Auszeichnungen, über 18.000 Partner, die Harald Quandt-Gruppe als beteiligter Investor – wo soll die Reise von EBERTLANG noch hingehen?

Volker: Wir wollen weiter wachsen und unsere Fühler weiter – wie auch in den vergangenen 25 Jahren – immer wieder in neue Felder und Gebiete ausstrecken, die unseren Partnern helfen, erfolgreich zu sein. Alle Voraussetzungen dafür haben wir: Kollegen, Partner und Investoren, die alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

Steffen: Mit unserem tollen, hochmotivierten Team, Top-Herstellern, vielen verschiedenen Ideen, wie man Distribution noch besser machen kann und einem Investor, der uns auf ganzer Linie unterstützt, haben wir heute Möglichkeiten, von denen wir vor 10 Jahren nicht einmal geträumt hätten. Wir bei EBERTLANG haben gerade erst angefangen!

Nach 25 Jahren EBERTLANG möchte ich …

Steffen: …, dass sich unsere engagierten Mitarbeiter auch die nächsten 25 Jahre bei uns wohl fühlen, stolz auf ihr Unternehmen sein können und wir uns den angesprochenen ganz besonderen Spirit trotz unseres Wachstums auch weiterhin bewahren können.

Volker: … sehen, dass der Spirit von EBERTLANG weiter so von allen gelebt und geschätzt wird wie bisher und uns weiter in ganz neue Gefilde trägt. Es gibt viel zu tun!